Prusa MK4 Kit – Zusammenbau und erster Eindruck

Ich habe kürzlich in einen neuen 3D-Drucker investiert – den Prusa MK4. Hier möchte ich meine Erfahrungen mit dem Drucker teilen, insbesondere da ich mich für die Bausatz-Variante entschieden habe. Aus Neugierde wie der Drucker und der neue Nextruder genannte Extruder funktionieren und um Geld zu sparen habe ich mich für den Bausatz entschieden. Das bedeutet ich musste mich selbst um den Zusammenbau kümmern.

Im Folgenden werde ich die Herausforderungen beim Zusammenbau, meinen ersten Eindruck vom Drucker und die Ergebnisse der ersten Drucke beleuchten.

Warum Prusa?

Warum gerade der Prusa MK4? Die Gründe für meine Wahl möchte ich nicht im Detail erläutern. Es gibt sicherlich viele Konkurrenzprodukte, die zudem etwas günstiger sind. Nur so viel: Ich finde den Open Source Ansatz von Prusa sehr unterstützenswert (die Drucker selbst, die Firmware und der PrusaSlicer sind Open Source). Außerdem hat Prusa einen sehr guten Ruf, was die Qualität der Drucker und den langfristigen Support angeht.

Die Bauanleitung von Prusa ist zwar gut durchdacht und mit vielen hochauflösenden Bildern versehen, jedoch besteht sie aus 8 Kapiteln und 278 Einzelschritten. Die vom Hersteller veranschlagten 8 Stunden Bauzeit habe ich mehr als verdoppelt – es waren etwa 16 Stunden.

Vorweg sei gesagt: Dies war der anspruchsvollste 3D-Drucker Bausatz den ich je zusammengebaut habe. Doch zugleich ist der Prusa MK4 auch der beste Drucker, den ich bisher mein Eigen nennen durfte.

Lieferumfang

Der 3D-Drucker wurde sorgfältig in einem Paket verpackt geliefert. Der Bausatz ist übersichtlich auf mehrere kleine Kartons verteilt, die alle klar beschriftet sind. Innerhalb dieser Kartons sind zahlreiche kleinere Tüten mit Schrauben, Muttern usw. zu finden. Zusätzlich liegt ein kompaktes Handbuch zum Thema 3D-Druck bei. Außerdem befindet sich eine Tüte Gummibärchen im Lieferumfang, die als Belohnung für erfolgreich abgeschlossene Kapitel des Zusammenbaus dienen soll.

Erster Eindruck

Mein Bausatz war vollständig und beinhaltete zahlreiche Ersatzteile. Alle Komponenten machen einen hochwertigen Eindruck, einschließlich der 3D-gedruckten Teile. Der erste Eindruck ist äußerst positiv.

Montage

Die Montage beginnt mit dem Rahmen. Dieser muss sehr gerade ausgerichtet werden was sich als ziemlich schwer herausgestellt hat. Zum Schluss habe ich ein leichtes Kippeln über die Ecken in Kauf genommen. Laut Anleitung gibt es eine Toleranz von 2 mm. Mir war aber nicht klar wie die späteren Auswirkungen sind und ob ich den Drucker im schlechtesten Fall wieder auseinanderbauen muss. Nach Montage des Netzteils und des xBuddy Boards hat sich das Kippeln auch noch mal verändert. Mittlerweile steht der Drucker aber bombenfest auf den Gummidämpfern.

Steht der Rahmen wird das xBuddy Board und das Netzteil und der Y-Motor montiert.

Es folgt die Montage der X- und Y-Achse. Hier muss man selbst die Kugellager schmieren. Mir fiel es schwer die richtige Menge des Prusa Schmiermittels abzuschätzen. Vermutlich habe ich viel zu viel benutzt.

Die Kugellager müssen mit einem Stift markiert und korrekt ausgerichtet eingebaut werden.

Es folgt die Montage der Z-Achse. Die Gewindestangen dürfen nicht mit viel Kraft eingedrückt werden, es hilft sie dabei genau gerade zu halten.

Das Gerüst steht:

Jetzt geht es an den Extruder, hier das halb-montierte LoveBoard:

Und wieder vermutlich viel zu viel Schmiermittel im Planetengetriebe, aber der Drucker druckt zum Glück trotzdem:

Es folgt die Montage des LCD Displays

Hier ein Eindruck von der Verkabelung zum Zeitpunkt dieses Arbeitsschrittes:

Jetzt fehlt nur noch das Heizbett und der Y-Schlitten:

Der Drucker kann jetzt eingeschaltet werden. Nach dem Einschalten führt der Drucker einen Selbsttest durch. Dabei prüft er automatisch die Temperaturen, die Lüfter und die Ausrichtung der Achsen. Außerdem wird die Wägezelle kalibriert. Im Anschluss wird noch das Getriebe des Extruders geprüft und der Filamentsensor getestet. Und dann geht es los:

Bewertung der Bauanleitung

Die Bauanleitung ist sehr ausführlich und mit vielen hochauflösenden Fotos versehen. Es hilft die Kommentare zu den einzelnen Schritten zu lesen, da dort oft die Tüten genannt werden in denen sich die für den nächsten Schritt benötigten Teile befinden. Die einzigen Schwächen waren wie oben erwähnt die Toleranz beim Rahmen und die Menge des Schmiermittels für die Kugellager.

Die ersten Drucke

Der längste Druck den ich bisher ausprobiert habe lief 14h ohne Probleme. In puncto Materialvielfalt habe ich mich vor allem auf PLA und PETG konzentriert und beide erfolgreich getestet. Die Qualität der gedruckten Objekte ist aus meiner Sicht herausragend. Perfekte erste Schichten (Siehe Foto) entstehen dank der präzisen Autokalibrierung vor jedem Druck und ich hatte bisher noch keinen einzigen Fehldruck. Der Druck oben ist übrigens der erste, direkt nach dem Zusammenbau, ohne dass ich etwas konfigurieren musste. Der MK4 liefert einfach ab. Anmachen, nach ein paar Stunden wiederkommen und freuen.

Erweiterungen

Kamera Mount – Bisher habe ich diese Kamerahalterung ausprobiert und festgestellt das die Raspberry Kamera viel zu nah am Drucker positioniert ist. Deswegen ist sie nicht wirklich zu gebrauchen.

Prusa Connect – Ist ganz nett um den Status des Druckers auch von unterwegs zu überwachen. Allerdings fehlt einfach die Kamera. Die von Prusa empfohlene Möglichkeit ein altes Smartphone als Kamera zu nutzten habe ich ausprobiert , allerdings scheitert es daran das selbst bei angeschlossenem Netzteil der Smartphoneakku schnell leer ist und das ganze maximal 3h lang funktioniert.

Prusa Link – Es ist praktisch dass Prusa Link direkt in den Drucker eingebaut ist, so könnte man sich ein Raspberry Pi mit Octoprint sparen, könnte, denn ohne eine Kamera die den den Druckvorgang überwacht fehlt einfach ein wichtiges Feature an dass man sich viele Jahre lang gewöhnt hat.

Gehäuse – Ich finde das offizielle Gehäuse viel zu teuer und schaue mir gerade das TLX White an.

Positive Aspekte

Die Qualität der Drucke ist einfach überzeugend.

Der Softwarestack basierend aus Slicer und Drucker. Spart ein Raspberry Pi 4 ein (wäre da nicht die Sache mit der fehlenden Kamera).

Auch erwähnenswert finde ich die kontinuierlichen Verbesserungen von Prusa. Es gab bereits zwei Firmeware Updates (Eines hat Input Shaping aktiviert) und auch Updates des Slicers. Auch Prusa Connect wurde schon aktualisiert.

Besonders hervorzuheben ist die Autokalibrierungsfunktion, die vor jedem Druckvorgang stattfindet und zu perfekten ersten Schichten führt. Diese Funktion erleichtert nicht nur den Druckprozess, sondern trägt auch dazu bei, eine konstant hohe Druckqualität zu gewährleisten. Insgesamt machen diese positiven Aspekte den Prusa MK4 zu einer herausragenden Wahl für Anwender, die höchste Ansprüche an Druckqualität und Zuverlässigkeit stellen.

Mögliche Verbesserungen oder Schwächen

Trotz der hervorragenden Leistung des Prusa MK4 gibt es einige Schwächen, die es zu berücksichtigen gilt. Der Filament Sensor, der normalerweise dazu dient, den Druckvorgang zu pausieren, wenn das Filament ausgeht, ist direkt beim ersten mal kaputt gegangen. Die offizielle Anleitung zur Reinigung des Sensors über Einsprühens von Druckluft aus der Dose in die Wartungsöffnung funktionierte bei mir leider nicht da die Luft flüssig ist wenn die Dose gekippt wird. Bisher habe ich den Sensor nicht wieder zum Laufen gebracht. Das Filament wechsele ich seit dem über die Optionen entladen und laden. Trotzdem ist der Wechsel des Filaments immer noch viel besser gelöst als bei meinem alten Anycubic Drucker.

Während die Wifi-Einrichtung akzeptabel ist, könnte sie verbessert werden, um die Benutzerfreundlichkeit zu optimieren.

Ein weiterer Aspekt, der hervorgehoben werden sollte, ist das Fehlen einer eingebauten Kamera, was die Überwachung der Druckvorgänge erschwert. So hat man mit Prusa Connect und Prusa Link zwar Möglichkeiten der Fernsteuerung aber kein optisches Feedback wie von Octoprint gewohnt. Aber hier hat Prusa ja Abhilfe angekündigt.

Fazit

Trotz der oben genannten Schwächen bietet der Prusa MK4 dennoch eine beeindruckende Druckleistung und ich werde den Drucker nicht mehr hergeben.


Beitrag veröffentlicht

in

von

Schlagwörter:

Kommentare

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Cookie Consent mit Real Cookie Banner